I. Die Welt Gottes
Nr. 1: Chor
Die Himmel verkünden seine Herrlichkeit,
die Erde tanzt im Rhythmus seines Geistes.
Nr. 2: Sprecher
Ein Tag sagt’s dem andern,
eine Nacht tut’s der andern kund -
ohne Sprache, ohne Worte,
mit unhörbarer Stimme:
ER hat gerufen, da waren wir da,
ER hat sein Lied gesungen
und wir fingen an zu tanzen.
Die ganze Welt um uns herum klingt von Musik,
die er wunderbar in sie hineingelegt hat.
Nr. 3: Sprechchor
Doch sag! Wer ist’s?
Nr. 4: Sopran- und Tenorsolo
Wer hat die Sinfonien der Millionen Farben erdacht?
Wer hat dem Wasser seinen Glanz,
den Winden ihren Duft verliehen?
Wer hat den Pflanzen ihre Schönheit geschenkt
und die Tiere in ihrer Vielfalt gemacht?
Wer hat ihnen ihren Platz auf Erden zugewiesen
und bestimmt, daß sie zueinander gehören?
Wer bringt in ihnen die Welt zum Klingen?
Nr. 5: Chor
Er ist’s, der es gewollt hat,
zu seiner Ehre,
zu unserer Freude:
Gott, der Herr!
II. Überantwortung
Nr. 6: Tenor-Solo und Chor
Doch wollte er sein Eigentum
nicht für sich behalten.
Dem Menschen hat er’s übergeben!
Zur Freude,
zur Bewahrung,
zum Leben!
III. Die Welt des Menschen
Nr. 7: Sprecher
Aber der Mensch war klug und schlau.
Mit Werkzeug und Waffe in der Hand
machte er sich auf den Weg.
Nr. 8: Sprecher
Er zog durch die Länder der Erde
um sie kennenzulernen und zu besitzen.
Er fuhr in die Berge, um Gold und Erz heraufzuholen.
Er baute Maschinen,
um sich die Arbeit zu erleichtern
und schneller reich zu werden.
Seine Fähigkeiten begrüßte er
als den Sonnenaufgang einer neuen Zeit
und beschloß,
die Zukunft endlich selbst in die Hand zu nehmen.
Nr. 9: Chor
Laßt uns den Himmel vergessen,
damit wir die Erde gewinnen!
Nr. 10: Sprecher
Er erforschte die Wunder der Erde
um von ihnen zu lernen,
um sie nachzumachen,
und bessere zu machen.
Bald wußte er mehr als Menschen jemals gewußt hatten.
Bald konnte er mehr als Menschen jemals gekonnt hatten.
Mit Werkzeug und Waffe in der Hand
machte er sich auf den Weg.
Nr. 11: Sopran-Solo
Seine Krankheiten lernte er selbst zu heilen
und in seinen Städten lebte er nach neuen Gesetzen.
Doch glaubte er
an die Macht seiner Ideen,
Zahlen und Berechnungen,
an die Kraft seines Denkens
und den Fortschritt.
Nr. 12: Chor
Laßt uns den Himmel vergessen,
damit wir die Erde gewinnen.
Nr. 13: Sprecher
Dort hatte er gelernt der Natur seine Zügel anzulegen,
mit dem Lärm von Autos und Fabriken
über das Summen der letzten Bienen zu triumphieren,
in giftigen Gasen den zarten Duft der Winde zu ersticken,
und den erfrischenden Regen zum Todfeind
der ganzen Erde zu machen.
Doch der Mensch hatte keine Zeit mehr
etwas zu ändern
und zu leben.
Der Mut war ihm entschwunden
dem Entfalten der Blätter im Frühling zu lauschen
und die taugekrönten Herbstwiesen zu lieben.
Er konnte ihnen nicht mehr vertrauen.
Nr. 14: Tenor-Solo
Sein Glaube machte ihn
taub für das rechte Maß,
blind für ein erfülltes Leben.
Starr vor Schreck sah er
auf dem Antlitz der Erde
die schmerzverzerrten Züge des Menschen.
Der wurde immer kränker
und klammerte sich an seine Ängste.
Nr. 15: Sprechchor und Sprecher
Wer ist’s, der sich all das gefallen läßt?
Wie lange noch?
Nr. 16: Chor
Ihr habt den Himmel vergessen
und werdet die Erde verlieren!
Sie wird zerreißen
und euch in den Abgrund stürzen!
IV. Hoffnung
Nr. 17: Interludium mit Sprecher
Wie lange noch
muß deine Welt den Menschen erleiden,
der dein Vertrauen so herzlos mißbraucht?
Wie lange noch
willst du den Menschen ertragen,
der deine Erde so selbstsicher mit Füßen tritt?
Wann beginnt sie,
endlich,
die neue Welt?
Wann kommt er,
endlich,
der neue Mensch?
Nr. 18: Chor
Der Tod ist offenbar
verschlungen in den Sieg.
Nr. 19: Sopran-Solo
Ein Zeichen hast du selbst gesetzt -
auch wenn wir es nur schwer verstehen:
in ihm ist unsere Hoffnung verborgen,
in ihm ist unsere Schuld offenbar,
in ihrer ganzen Unbegreiflichkeit,
in ihrer ganzen Unerträglichkeit.
Nr. 20: Sprecher
Wir übernehmen die Verantwortung
für das, was wir aus deiner Welt zu machen drohen:
eine Wüste
voller Angst, Leid und Tod.
Wir geben die Hoffnung nicht auf,
daß deiner Welt bestimmt ist
eine Oase im Weltraum zu sein,
in der Freude, Liebe und Leben herrschen.
Nr. 21: Tenor-Solo und Sprecher
Leben gibt es offenbar
nur durch den Tod hindurch:
durch den Tod
unserer Unbekümmertheit,
unserer Herzlosigkeit,
unserer Maßlosigkeit.
Nr. 22: Sprecher
Wir erkennen, daß es uns fehlt
an Sensibilität für deine Welt,
an Dankbarkeit für ihre kleinen und großen Wunder.
Nr. 23: Chor
Der Tod ist offenbar
verschlungen in den Sieg.
Nr. 24: Tenor-Solo
Ohne ihn hat offenbar die neue Welt
kein wahres Leben,
die neue Welt,
die unzerstörbar frei
von Gift und Müll der Menschen,
von Angst und Leid
Mensch, Tier und Pflanze Heimat ist.
Nr. 25: Sopran-Solo und Chor
Ein Zeichen hast du selbst gesetzt -
auch wenn wir es nur schwer verstehen:
den ersten Menschen deiner neuen Welt:
Jesum Christum.
In seinem Tod und Leben liegt,
was Welt und Menschen heilt.
Nr 26 Chor
Die Himmel verkünden seine Herrlichkeit,
die Erde tanzt im Rhythmus seines Geistes.
Text: W. Dieter Süßenguth